GPS- und ISO-Norm 8015

Der Anfang einer Erfolgsgeschichte oder das Ende des qualifizierten Mitarbeiters?

Normen gehören für uns zum Alltag

Normen sind für unsere Firma so etwas wie die Gene für ein Lebewesen. Sie bestimmen wie etwas funktioniert und wie etwas gemacht wird. Sie helfen uns, die „genetische“ Kompatibilität unserer Produkte und Dienstleistungen gegenüber Kunden und Lieferanten aufrechtzuerhalten. Daher besteht auch bei uns ein grosses Interesse, neue Normen zu verstehen und anzuwenden.

Interessant wird es, wenn die Vorteile der Normen voll ausgeschöpft und damit Kosten gespart werden.

Im September und Oktober wurden Vertreter verschiedener Abteilungen der Vogt AG Verbindungstechnik an einem 3-tägigen Kurs in die Vorzüge der geometrischen Produktspezifikation und der ISO-Norm 8015 eingeführt.

Erste Hürden werden überwunden

Bei der seit mehreren Jahren gültigen ISO-/ GPS-Norm geht es kurz gesagt darum, Grundsätze für die Vermassung und Tolerierung von Zeichnungen festzulegen. Im Gegensatz zu anderen Anpassungen sind die Änderungen in dieser Norm umfassender als gewohnt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Norm bei vielen auf eine erste Abneigung stösst. Unser Referent, Markus Fischer, schaffte es, das Misstrauen gegenüber diesen Änderungen, respektvoll und aufschlussreich abzubauen.

Anhand von Beispielen erklärte er uns die Grundsätze der GPS-Normen und hob die Vorteile heraus. Als erstes betrachteten wir technische Zeichnungen, wie sie bisher üblich sind. Schnell stellte sich heraus, dass diese viel Interpretationsspielraum zulassen, besonders dann, wenn die Funktion nicht genau bekannt ist. In einer engen Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden haben falsche Interpretationen keinen Platz. Sie führen im schlimmsten Fall zu Ausfällen in der Produktion.

Mit der Anwendung der GPS-Normen in der Konstruktion und der richtigen Interpretation der Normen in Produktion und Qualitätssicherung können so Unstimmigkeiten vermieden und die Effizienz gesteigert werden.

Referent Markus Fischer erklärt die Grundsätze der GPS-Normen

Das sagen einige Teilnehmer:

Harald Summerer, Qualitätsprüfer Abteilung Wareneingang
Die Ausrichtung auf die neue Norm finde ich zeitgemäss und innovativ. Sie bringt viele Vorteile für den Kunden.

André Grolimund, Verkaufs-Ingenieur Abteilung Technik
Der Kurs machte mir den aktuellen Stand der ISO-Normen bewusst. Die vermittelten Grundsätze helfen mir, Zeichnungen besser zu lesen und das eine oder andere zu hinterfragen. Die GPS-Normen funktionieren allerdings nur, wenn sie auch gelebt werden.

Marco Aerni, Mitarbeiter Lohnfertigung, Formenbau und Messtechnik, Polymechaniker EFZ
Mich beeindruckte die neue Blickweise beim Vermassen der Zeichnung. Am besten gefällt mir, dass mit den GPS-Normen ein gemeinsames Verständnis auf allen Ebenen angestrebt wird.

Nico Krüttli, Mitarbeiter Lohnfertigung und Formenbau, Produktionsmechaniker EFZ
Die neue Norm ISO 8015 scheint auf den ersten Blick kompliziert und unnötig. Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass sie auf lange Sicht aufwendige Absprachen; verringert und damit Kosten minimiert. Durch Halbwissen besteht eine gewisse Gefahr der falschen Anwendung.

Markus Notter, Mitarbeiter Formenbau, Werkzeugmacher EFZ, 30 Jahre Berufserfahrung
Mir scheint die Norm ISO 8015 komplizierter als vorher. Es wird mehr Wissen in Bezug auf das Lesen der Zeichnungen gefordert. Andererseits scheint die Kompetenz in der Produktion und Qualitätssicherung an Bedeutung zu verlieren.

Thomas Hofer, Abteilungsleiter Kunststoffspritzerei
Ich befürchte, dass es am Anfang noch viel Zusatzwissen benötigt, damit die Grundsätze der GPS Normen verstanden werden. Werden diese nicht regelmässig angewendet, wird es an Übung fehlen, diese richtig umzusetzen.

Daniel Müller, Mitarbeiter Lohnfertigung, Mechaniker EFZ
Die Norm fördert eine völlig neue Denkweise. Dabei ist es nicht einfach, Bisheriges abzulegen. Man muss sich richtig in die Sache hineinarbeiten. Am besten ist, wir lernen an aktuellen Praxisbeispielen immer mehr dazu. 

Tatjana Zwyssig, Design Engineer, Konstrukteurin EFZ
Durch den Kurs konnten wir unseren Wissensstand aktualisieren. Ich wünsche mir, dass wir dieses Thema in Zukunft noch mehr vertiefen können. Als erster Schritt müssen wir unsere Fachliteratur auf den neusten Stand bringen.

Zeit, sich auf den Weg zu machen

Anhand weiterer Praxisbeispielen und einem Beispiel aus eigener Produktion wurden Bedenken aus dem Weg geräumt und der Nutzen anschaulich erläutert. Einerseits wird die Konstruktion mehr in die Pflicht genommen. Andererseits werden grössere Anforderungen an die Mitarbeitenden der Produktion und Qualitätssicherung gestellt. Damit erhält der Kunde ein von Anfang an durchdachtes und auf seine Anforderungen zugeschnittenes Produkt.

Folgende Chancen gilt es für uns zu nutzen:

  • Sind die Funktionsgrenzen eines Produkts genau definiert, können Nachbesserungen vermieden werden.
  • Das Verzichten auf Angsttoleranzen führt zu einer kostengünstigeren Produktion.
  • Die Messunsicherheit wird verringert und es können Toleranzen besser ausgenutzt werden.
  • Die Funktion des Produktes ist ausschlaggebend. Damit lässt sich vermeiden, dass funktionsgerechte Teile als Ausschuss deklariert werden.

Mit diesem Kurs wurde das Interesse für die Dringlichkeit dieser Normen geweckt. Allen Beteiligten wurde klar, dass wir diese Normen innert nützlicher Frist in unserem Betrieb schulen und anwenden müssen. Jetzt gilt es, noch vorhandene Barrieren und Bedenken abzubauen und erste Erfolge mit der Anwendung zu erzielen. Packen wir’s an!

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